Aus aktullen Anlass wollte ich mich etwas in die Geschichte des Handelskrieges einlesen und bin - durch einen New York Times Artikel - auf dieses Buch aufmerksam geworden. Conybeare gilt als die Autorität auf diesem Gebiet. Das Buch enthält auch einen sehr interessanten Überblick von der Antike (in der es keine nennenswerten Handelskriege gab) bis zur Moderne. Leider zwängt der Autor jedoch die Ökonomiegeschichte in das theoretische Korsett von einfachen Spieltheoretischen Modellen wie dem Prisoner Dilema. Das war einige Zeit lang in der Ökonomie chic und es erhielt sogar ein Mathematiker (John Nash) einen Ökonomie-Nobelpreis. Die Spieltheoretische Lösung des Prisoner Dilemas ist: Beide Seiten verhalten sich nicht-kooperativ. Es müsste ein permanenter Handelskrieg herrschen. Das ist nicht der Fall. Conybeare führt daher das Iterative Prisoner-Dilema ein. Dafür gibt es keine allgemeine Spieltheoretische Lösung. Ob eine Strategie gut bzw. schlecht ist, hängt vom Verhalten der Gegner ab. Das eigentliche Problem ist: Staaten erfüllen nicht die Grundannahme des Modells: Sie sind keine homogenen rationalen Akteure. Es gibt innerhalb eines Staates unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen Interessen die einmal mehr und einmal weniger Einfluss haben. Niemand wird ernsthaft behaupten, dass Donald Trump nichts als den Vorteil des amerikanischen Staates bzw. Volkes (was immer das ist) im Auge hat. Conybeare erwähnt das in seinen jeweiligen historischen Analysen auch explizit. Z.B. hatten Händler im Antiken Griechenland einen relativ niedrigen sozialen Status. Im Zusammenhang mit dem sogenannten Chicken-War zwischen der EWG und den USA in den 1960er Jahren erwähnt er den starken Einfluss der US Agrarlobby auf die US-Politik. Es war und ist die EWG/EU auch kein einheitlicher Spieler.
Conybeare geht auf diese Fragen in den ersten theoretischen Kapiteln genauer ein. Ich kann aber trotzdem keinen Vorteil erkennen. Seine Spieltheoretischen Ausführungen tragen nichts zur Erkenntnis bei. Sie erlauben vor allem keine Vorhersagen warum etwas so und nicht anders verlaufen ist. Das ist der Sinn von Theorien in den Naturwissenschaften. Ein Perpetuum mobile ist nach den 2. Hauptsatz der Thermodynamik unmöglich. Patentämter brauchen sich daher nicht mehr mit derartigen Eingaben beschäftigen. Die Theorien der Ökonomie und in diesem Fall der Spieltheorie haben keinerlei derartige Funktion. Die Spieltheorie Mode ist daher auch schon wieder vorbei. Inzwischen boomt die Experimentielle Ökonomie bzw. die Behavorial Game Theory. Da geht es darum zu zeigen, dass sich reale Akteure anders verhalten als von der Spieltheorie vorhergesagt. Wer hätte das gedacht.
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Dr. Chrilly Donninger
Interessante historische Fakten in ein ungeeignetes theoretisches Korsett gezwängt
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